Aufruf zu einem freundlichen und bunten Miteinander
Statement von Pfarrer Kerkhoff vom 26. Mai 2024
Liebe Schwestern und Brüder,
Löningen – die sympathische Kleinstadt im Oldenburger Münsterland gelegen im Dreieck zwischen Oldenburg, Osnabrück und der Grenze zu den Niederlanden. Sein wunderschöner Rad- und Fußweg entlang der Hase und die größte pfeilerlose Saalkirche Deutschlands ziehen Jahr für Jahr unzählige Menschen an. Eine Stadt wie diese, die zudem ein staatlich anerkannter Erholungsort ist, muss man einfach gernhaben.
Seit einigen Tagen aber wird in den Medien und in den sozialen Netzwerken ein anderes Bild von Löningen gezeichnet – genauer gesagt von Bunnen. Da wird der Name unserer Stadt in einem Atemzug mit der Insel Sylt genannt. Grund dafür ist, dass an Pfingsten auf der nordfriesischen Insel bei einer Party und bei uns während des Bunner Schützenfestes Parolen gesungen wurden, die an Widerlichkeit nicht zu überbieten sind. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, sie wörtlich zu wiederholen. Ich denke, jede und jeder von Ihnen und euch weiß darum.
Wer also bislang meinte, dass ein Gedankengut, das solchen Parolen zugrunde liegt, bei uns nicht oder noch nicht Einzug gehalten hat, der ist auf dem Holzweg.
Wer bislang glaubte, dass das Ganze wohl nicht so dramatisch gewesen sein wird, der weiß spätestens jetzt, dass es auch bei uns fünf vor Zwölf ist.
Sie wissen – so glaube ich -, dass ich mit Brandreden sehr zurückhaltend bin. Aber heute ist es Zeit für ein klärendes Wort, damit jede und jeder weiß, wofür wir als Christinnen und Christen in Löningen stehen.
So fordere ich Sie und euch heute hier in der Kirche, ja alle Löninger nachdrücklich auf:
Stehen wir auf gegen jede Form von rechtsradikalem Gedankengut – in jeder noch so kleinen und belanglos erscheinenden Diskussion – ob am Stammtisch, im Gespräch mit dem Nachbarn/der Nachbarin oder der Arbeitskolleg:in, sei es in gesprochener, geschriebener oder gesungener Form. Singen wir gemeinsam unser Lied von einem freundlichen, bunten Miteinander von Menschen – ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder Identität. Stimmen wir unsere Lieder an wider allen rechtsradikalen Gegröles. Seien wir uns dabei sicher: Wir sind lauter – wenn, ja wenn wir nicht schweigen. Eine Mehrheit von Menschen guten Willens. Es kommt auf jeden an.
Ein Zweites: Verweigern wir denen unsere Stimme – sowohl die auf dem Wahlzettel als auch unsere physische – die versuchen, rechtsradikales Gedankengut in die Köpfe der Menschen zu säen. Die mit äußerster Beharrlichkeit die Grenzen des Gerade-noch-Sagbarem und des Gerade-noch-Legalem immer mehr zum Extremen hin verschieben, die an den Grundfesten unserer Demokratie rütteln wollen. Verweigern wir denen unsere Stimme, die gegen die christliche Sicht des Menschen als Ebenbild Gottes agieren. Hören wir aber auch nicht auf, Menschen
– vor allem junge Menschen - zu gewinnen, die solchen politischen Kräften auf den Leim gegangen sind.
Löningen, eine sympathische und bunte Stadt im Herzen des Hasetals. Ich möchte – und ich hoffe Sie mit mir –, dass Löningen bleibt, was es ist.
Viele Initiativen, Vereine, Gruppierungen, Einrichtungen und Aktionen stimmen mich hoffnungsvoll, dass das so bleibt: Wenn ich an unsere Flüchtlingshilfe denke, an den Kleinen Nazareno, an die Rumänienhilfe, an unseren Sozialen Briefkasten, den Jugendtreff, an unsere Nachbarschaften und Kirchengemeinden – um nur einige wenige zu nennen: Da leben und engagieren sich Menschen unterschiedlichster Herkunft …
Das ist Löningen. Sorgen wir miteinander dafür, dass das so bleibt. Stehen wir endlich auf …
Bertholt Kerkhoff
Dechant